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Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Pfupfera

Wenn den Schwaben etwas „pfupfered“, dann lässt es ihn in aller Regel nicht mehr los. Was hinter der Verlockung steckt, kann äußerst vielfältig sein: ein neuer Job, ein neues Auto. Oft geht es dabei um eine Anschaffung, die riskant ist, weil sie die finanziellen Möglichkeiten deutlich übersteigt. Das „Pfupfera“ geht der letztlichen Entscheidung zeitlich weit voraus. Es ist sozusagen das Anfangsstadium, in dem sich ein Reiz entwickelt. „Pfupfera“ ist auch eine schwäbische Form von Koketterie. Besonders dann, wenn zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine gewaltige Lücke klafft: „I dät jo uff dr Stell’, wenn e bloß keht.“

Schocha

Mit Maßeinheiten und Größenangaben nimmt es der Schwabe oftmals nicht so genau. Ein Schocha kennt keine Kubikmeterzahl. Es ist einfach nur ein Haufen, wahlweise aus Heu, Gerümpel oder auch Erde. Wenn es ganz dick kommt, bricht es auf den Schwaben auch gleich „schochaweise“ herein. Die Größe eines „Schocha“ wiederum hängt davon ab, ob es sich um einen „reachta Schocha“ oder gar einen „Mordsschocha“ handelt. Ein „Schocha“ muss allerdings nicht zwangsläufig gegenständlich sein. Wenn sich Schwaben Witze erzählen – beliebtermaßen über andere Volksgruppen –, wird gerne auch „an Schocha g’lachd“.

Blätza

Für Fashion-Victims sind Patchwork-Fabrics und Upcycling-Pieces im Sommer 2025 ein stylishes Must-have. Ins Schwäbische übersetzt könnte man allerdings auch sagen: ein alter Zopf. Weil der Schwabe bekanntlich schafft und Häusle baut, ist er gezwungen, sparsam durchs Leben zu gehen. Dazu gehört auch, dass man Alltagsdinge wie Kleidung nicht leichtfertig wegwirft, wenn sie Schaden genommen haben. Wer als Kind schon einmal mit durchlöcherter Hose vom Bolzplatz heimgekehrt ist, der weiß: „d’Mama macht en Blätza druff“. Der „Blätza“ wird konsequenterweise auch nicht gekauft. „Den schneid’ ma usra alda Hos.“

Graddl

„Egal, wela Hos‘ i kauf, en dr ‚Graddl‘ derfs et zwicka“. Anatomisch beschreibt die „Graddl“ beim Schwaben einen nicht näher definierten Bereich zwischen den Beinen, frei ins Hochdeutsche übersetzt: den Schritt. Einen „Graddl“ haben allerdings auch Menschen, die mit erhobener Nase durchs Leben gehen. In diesem Fall steht der Begriff für Hochmut, der bekanntlich dem Fall vorauseilt. Damit ist die Bedeutungsvielfalt aber längst nicht erschöpft. Zerbricht der Schwabe an den Bürden des Alltags, dann „isch’r am Vergraddla“. Kommt er schließlich ins fortgeschrittene Alter, dann „schafft er oifach weidr, bis er nemme graddla ko“.

Dondrschlechtig

Auch Schwaben passieren Dinge, die nicht alltäglich oder abseits der Norm sind. Wenn es sie oder ihn „dondrschlechtig uff d’Gosch haut“, dann tut es hinterher „dondrschlechtig wai (weh)“. Gemeint ist in beiden Fällen ein Ereignis von ungeheurem Ausmaß und großer Wucht. „Dondrschlechtig“ kann aber auch für sich allein stehen, im Sinne von ungeheuerlich oder auch dreist. „Des isch doch dondrschlechtig“, kann in diesem Zusammenhang so viel bedeuten wie: „Was der oder die sich erlaubt, ist eine Frechheit.“ Im positiven Sinne lässt sich der Ausdruck auch als Lob verpacken: „Dei Kuacha isch ­dondrschlechtig guat.“

Henderschefihr

Wenn die Welt mal wieder kopfsteht und nichts in geordneten Bahnen verläuft, dann geht im Schwäbischen das Hinterste voran oder es läuft „henderschefihr“. Wer den Pullover am frühen Morgen „henderschefihr“ trägt, der war beim Ankleiden vermutlich noch nicht hellwach. Erfahrene Möbelpacker wissen zudem: Was im ersten Versuch nicht durch die Tür passt, kann „henderschfihr“ schließlich doch noch gelingen. Übrigens: Für treue Leserinnen und Leser, die den nächsten Schwäbisch-Beitrag im Lokalteil kaum erwarten können, hätten wir einen gut gemeinten Rat: die Zeitung gleich zu Beginn „henderschefihr“ aufschlagen.

Bähmull

Der Schwabe hat eine Schwäche für starke Frauen, die resolut, „schaffig“ und „et uff d’Gosch gfalla send“ – zumindest solange sie ihm selbst nicht „ällaweil über d’Gosch fahred“. Das genaue Gegenteil des weiblichen Idealbilds ist die „Bähmull“. Sie gilt als wehleidig, umständlich und schiebt ständig einen Berg ungelöster Probleme vor sich her. Die „Bähmull“ entwickelt ihre Eigenheiten meist schon im Kindesalter und behält sie anschließend ein Leben lang. „Oimol Bähmull, äwll Bähmull“. In ihrer Not verschwestert sich die „Bähmull“ häufig mit Gleichgesinnten, beispielsweise beim gemeinsamen Sticken von Gobelin-Bildern.

Nahagla

Je nach Subjekt und Beschaffenheit führt das „Nahagla“ zu Scherben oder auch Knochenbrüchen. Wem etwas „nahagled“ oder wer gar selbst „nahagled“, dem widerfährt auf jeden Fall ein Malheur bis hin zu einem veritablen Unglück. „Nahagla“ – also hinunterfallen – kann im Prinzip alles. Besonders schmerzhaft wird es, wenn der Schwabe „beim Kirschazopfa von dr Loidr hagled“. Auch das „Nahagla“ vom Fahrrad oder vom „Schuiradach“ kann schlimmstenfalls ernste Folgen nach sich ziehen. Das Gegenstück zum „Nahagla“ ist das „Aufglauba“. Eine Tätigkeit, die umso mühsamer ist, je kleinteiliger die Überreste dessen sind, was „nag’hagled isch“.

„Heb amol“

Heben „Heb amol“ ist eine Aufforderung, die im Schwäbischen bei allen Nicht-Schwaben mit am häufigsten zu Missverständnissen führt. Wer darum gebeten wird, etwas zu „heben“, muss dabei keinen Gegenstand in die Höhe bewegen. Etwas „heben“ bedeutet im Schwäbischen, etwas in unveränderter Position oder in unverändertem Zustand festhalten. Man kann sich selbst irgendwo „heben“ oder etwas „aufheben“ im Sinne von Aufbewahren im Kleider- oder Vorratsschrank. Wenn der Schwabe besonders achtsam mit einem Gegenstand umgeht, der ihm lieb und teuer ist, dann wird er in der Regel dafür belohnt, indem dieser „lang hebt“.

Rossmugga

Sie sind es, die Herzen erobern und gestandene Burschen schwach werden lassen. Wenn der Schwabe in die Pubertät kommt, verliebt er sich in die „Rossmugga“ seiner Nebensitzerin. Die ist meist besonders schüchtern, bekommt im Freibad schnell einen Sonnenbrand und hat oft das, was man ein „Kupferdächle“ nennt. Jungs mit „Rossmugga“ hingegen wirken oft besonders frech, was sie bei Lehrkräften unter besondere Beobachtung stellt. Kommt der Schwabe mit „Rossmugga“ ins Schwabenalter, muss er aufpassen: Aus „Rossmugga“ wird schnell ein Melanom, und dafür gibt es im Schwäbischen bis heute kein Wort.


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