Bildergalerien


Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Verlechna

Vertraut man dem großen Bayern Gerhard Polt, dann kommt der wahre Durst erst mit dem Trinken. Der Schwabe allerdings kennt auch die peinigende Not, die bei aller Polt’schen Logik dem Akt des Trinkens vorausgeht. Stehen Schwaben kurz vor dem Verdursten, dann sind sie „am verlechna“. Allerdings ist damit in der Regel kein lebensbedrohlicher Mangel an Flüssigem gemeint. Der Ausspruch drückt vielmehr die Vorfreude aus auf das, was kurz bevorsteht, nämlich das Trinken. In den meisten Fällen dann, wenn im Sommer der nächste Biergarten um die Ecke liegt. Dass ein Schwabe tatsächlich jemals „verlechnat“ wäre, ist nicht bekannt.

Luggeleskäs

An ihm scheiden sich die Geister. Ob „Luggeleskäs“ oder doch lieber der deutlich würzigere „Backstoikäs“, auch „Stenkerkäs“ genannt? In dieser Frage sitzen die Schwaben beim abendlichen Vesper an getrennten Tischen. Der „Luggeleskäs“ jedenfalls ist gar kein Käse, sondern eine Mischung aus Quark und gestandener Milch, wahlweise verfeinert mit Schnittlauch, Petersilie oder auch Frühlingszwiebeln. Seinen Namen hat der „Luggeleskäs“, der entweder als Brotaufstrich oder mit „Grombiera“ – also Kartoffeln – auf den Tisch kommt, von frischgeschlüpften Küken (Luggele), die früher damit aufgepäppelt wurden.

Ranza

Anders als „dr Jong“ trägt „dr Alt“ im Schwäbischen den „Ranza“ nicht auf dem Rücken, sondern stolz vor sich her. Schließlich ist der „Ranza“ das Ergebnis mühsam erworbenen Wohlstands und daraus resultierender Lebensfreude, die wahlweise im übermäßigen Genuss von „Spatza mit Soß“, „Lensa mit Spätzla“ oder auch beträchtlicher Mengen Trollinger Ausdruck findet. Dabei gilt die etwas derbe Regel: „A Mo ohne Ranza isch a Kribbl“ (Krüppel). Das „Ranzaspanna“ als Völlegefühl im fortgeschrittenen Stadium ist daher auch kein Synonym für Unwohlsein, sondern meist ein sicheres Indiz für einen rundum gelungenen Abend.

 

Iberzwerch

Wer Witze über Schwaben macht, nimmt gerne deren angeblich gedämpftes Temperament aufs Korn. Zustände höchster Erregung entladen sich beim Schwaben demnach als ein dahingeseufztes „jetzatle“ oder auch „sodele“. Entsprechend argwöhnisch begegnet der Schwabe Zeitgenossen, die als besonders aufgedreht, schrill oder extrovertiert erscheinen. Wer sich so verhält, gilt als „iberzwerch“, was allerdings auch bedeuten kann, dass jemand als ausgeprägter Dickkopf durchs Leben geht. Mit „des kommd mr iberzwerch“ hingegen unterstreichen Schwaben, dass ihnen etwas absolut nicht in den Kram passt.

Brägla

Mit Geduld ist es so eine Sache. Beim „Brägla“ gilt: Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Das gilt in jeder Hinsicht. Wer in der Pfanne etwas „bräglad“, braucht viel Geduld, weil das „Brägla“ bei mäßiger Temperatur vonstattengeht. Als Belohnung wird das Bratgut besonders „reesch“, was übersetzt nichts anderes bedeutet als knusprig. Ähnlich viel Geduld braucht der Schwabe, wenn er nicht am Herd „bräglad“, sondern einem „Brägler“ anheimfällt, der völlig Belangloses in Endlosschleife erzählt. Diese Art von „Brägla“ beendet man nicht durch Löschen der Flamme, sondern mit einem entschlossenen: „Halt dei Gosch“.

Wochadibbl

Generell gilt der Schwabe als eher schweigsam. „Schaffa, d’Gosch halda ond koine dicke Backa macha“. Einzige Ausnahme: Beim „Wochadibbl“ gehören dicke Backen zum Programm. Dabei ist mit der Krankheit, die im restdeutschen Sprachraum als Mumps bekannt ist, nicht zu spaßen. Bei der ansteckenden Infektionskrankheit, die meist Kinder befällt, handelt es sich um eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse mit entsprechender Schwellung. Der Ausdruck „Wochadibbl“ bezieht sich auf die durchschnittliche Dauer der Erkrankung, während der man nach landläufiger Meinung wie ein „Dippl“ (Tölpel) aussieht.

Et no

„Et no“ ist im Schwäbischen eine Steigerungsform, die häufig große Bewunderung zum Ausdruck bringen oder auch einer Meinung Nachdruck verleihen soll. Generell gerät der Schwabe nicht leicht ins Schwärmen, es sei denn, er findet etwas „et no schee“, beispielsweise den vergangenen Urlaub an der Riviera, was gleichzeitig bedeutet, dass es dafür nichts Vergleichbares gibt. Selbiges gilt für einen Standpunkt, der nach eigenem Bekunden alternativlos ist. „Des isch mir et no so“, bedeutet folglich „so ist es, und dabei bleibt es auch“. Der Ausdruck „et no“ kann auch „im Überfluss“ bedeuten: „Des Johr geits Kirscha et no“.

Seiher

Sich darauf zu konzentrieren, was essenziell ist, wird in einer von Reizen gefluteten Welt immer wichtiger und gleichzeitig auch schwieriger. Filter jegliche Art gewinnen dadurch an Bedeutung. Dem Schwaben reicht gelegentlich ein „Seiher“, um das eigentlich Wichtige vom Unerwünschten zu trennen. „Geseiht“ oder auch „abg’seiht“ werden beispielsweise Spätzle, bevor sie als Beilage auf den Tisch kommen. Der Vorgang des „Seihens“ mündet nicht selten in monotones Getröpfel, ehe er ganz zum Erliegen kommt. Langweilige Zeitgenossen, die bevorzugt Belangloses verbreiten, fallen wegen ihres „Geseihers“ bei Schwaben in Ungnade.

Luck lau

Der Mut zur Lücke ist dem Schwaben eher fremd. „Et luck lau“ steht im Schwäbischen daher für dranbleiben oder in einer Sache nicht lockerlassen. „Lant et luck“ wünschte sich in diesem Zusammenhang ein Leser aus Neidlingen, der uns schrieb und mitteilte, wie sehr er sich über die Schwaben-Serie in seiner Heimatzeitung freue. Die im hinteren Lindachtal verorteten Neidlinger nennt man im lokalen Sprachgebrauch übrigens „Knaupen“, was mehr mit dem sogenannten „Knaupenfels“ über der Gemeinde zu tun haben soll als mit der rundlich-gedrungenen Statur ihrer Bewohner. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Lach

Wasser ist bekanntlich ein kostbares Gut. Wenn sich irgendwo eine „Lach“ (Pfütze) bildet, kann das allerdings auch unangenehm werden und auf ein Malheur hindeuten. Neben der „Wasserlach“ gibt es auch die „Öllach“, die in schwäbischen Garagen ein klares Indiz dafür ist, dass „dr Karra soicht“, was wiederum zu raschem Handeln zwingt. Wenn sich auf der Toi­lette, vor allem in fremder Umgebung, eine „Lach“ bildet, deren Herkunft ungeklärt ist, sollte man Vorsicht walten lassen und Abstand halten. Ganz unangenehm wird es, wenn Form und Konsistenz begrifflich verschmelzen und die „Lach“ aus dem „Lachafass“ (Güllefass) stammt.


Polizeibericht


Videos


Beilagen & Prospekte


Themenwelten